PREDIGT VON P. SEBASTIAN
Wohin geht meine Lebensreise? Und wie verläuft meine Lebensreise?
Diese Fragen beschäftigen viele Menschen. Bin ich auf dem richtigen Weg? Bin ich abhängig, fremdgesteuert? Finde ich den richtigen Partner für das Leben? Finde ich Sicherheit, Geborgenheit? Wer wird sich um mich kümmern, wenn ich krank werde? Wie werde ich sterben? Was wird nach dem Tod sein? Jeder einzelne von uns stellt sich in stillen Stunden Fragen, die ihn selbst ausmachen.
Jeder hat ein angeborenes Bedürfnis nach Leben. Viele gieren nach Leben, nach Erlebnissen, versuchen alles zu nützen, was sich ihnen anbietet. Wer hat Zeit, sich hinzusetzen und nachzudenken? Der kirchliche Feiertag von Allerheiligen nimmt uns aus dem Berufsalltag und versetzt uns in eine geistliche Welt, die real ist. Dieses Nachdenken ist wichtig. Ein Mann, der seine demente Mutter pflegt, erzählte mir: Die neue Betreuung, die zweimal täglich kommt, wandte sich nach der Pflege seiner Mutter an ihn mit der Frage: „Wie geht es Ihnen? Sie müssen auch gesund bleiben, wenn Sie helfen wollen.“
Die geistliche Gesundheit ist die Voraussetzung dafür, dass wir unsere Lebensfragen beantworten können. Diese geistliche Gesundheit wird in der Bibel als „Gerechtigkeit“ und mit „Heiligkeit“ bezeichnet. Auf Gott ausgerichtet zu sein, bedeutet, Sein Heil zu empfangen. Gerecht heißt heilig.
Wie richtet sich der Mensch aus? Indem er Fragen stellt. Ich denke an die Firmlinge oder Erstkommunionkinder, die Schüler und die Erwachsenen, die mit mir über religiöse Fragen reden. Ich liebe selbst Fragen zu stellen. Dabei merkt man innerlich, dass die eigene „Kompassnadel“ eine Orientierung sucht, die richtige Himmelsrichtung. Heilige sind Menschen, die ihre Himmelsrichtung gesucht haben. Sie haben dabei nicht nachgelassen. Es sind viele, Tausende, Abertausende. Der Seher Johannes berichtet in der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel: „Ich erfuhr die Zahl derer,
die mit dem Siegel gekennzeichnet waren. Es waren hundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen: Danach sah ich und siehe, eine große Schar
aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, gekleidet in weiße Gewänder, und trugen Palmzweige in den Händen.
10Sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt...“ (Offb 7, 4.9.10) Das ist nicht nur eine Sache der Anderen. Jeder gehört zu dieser großen Schar der Suchenden. Es sind Menschen, die ihre Hoffnung auf Gott setzen. „Jeder, der diese Hoffnung auf Ihn setzt heiligt sich, so wie Er heilig ist.“ (1 Joh 3,3) Der das geschrieben hat, weiß, wovon er spricht: Der heilige Johannes begleitete Jesus auf allen Seinen wichtigen Stationen auf der Erde. Beim Letzten Abendmahl war er an Seiner Seite. Er stellte Fragen. Er suchte Ihn im Grab. Er schrieb ein tiefsinniges Evangelium. Er empfing den Heiligen Geist zu Pfingsten mit allen anderen Jüngern. Unser Suchen vereint uns mit den Heiligen. Sie sind somit Begleiter auf unserer Lebensreise. Denken Sie an Ihren Namenspatron, den Ihre Eltern für Sie gewählt haben. Unsere Namenspatrone zeigen uns: Das Suchen bleibt nicht fruchtlos. So sagt Jesus Christus in den Seligpreisungen: „Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.“ (Mt 5,12a)